Ich und Du Verlag goes BELGIEN

von | Donnerstag, 4. Juni 2020

Hallo Alice! Für unsere Besucher der Homepage möchten wir über dich und deine Arbeit berichten. Würdest du dich bitte kurz vorstellen und beschreiben?

Ich bin eine belgische Opernsängerin und Musiklehrerin. Ich habe als Kind bis zum 18. Lebensjahr Geige gespielt und an der Musikschule ebenso Gesang und Solfège belegt. Letzteres ist ein Kurs, der in Österreich einer Kombination aus Musikkunde und Gehörbildung entsprechen würde. Später kam ich ans Conservatoire Royal de Bruxelles und habe dort Gesang studiert. Ich habe auch einen Master in Gesangspädagogik und eine Ausbildung als Chorleiterin.

Warum kamst du nach Österreich, wie lange warst du dort und warum bist du jetzt zurück in Belgien?

Ich bin 2011 nach Salzburg gekommen, um das Masterstudium Oper und Musiktheater am Mozarteum zu machen. Ich hatte dort die Gelegenheit, wunderbare große Rollen zu singen, wie zum Beispiel Contessa, Donna Anna, Fiordiligi oder Mimì. Parallel habe ich auch das Studium Lied und Oratorium belegt. Das Leben, die Menschen und die musikalischen Aktivitäten der Stadt haben mir sehr gut gefallen. Ich bin bis 2019 in Salzburg geblieben und habe dort als Gesangslehrerin am Musikum gearbeitet. Aus persönlichen Gründen sind mein Freund und ich dann nach Belgien gezogen.

Was machst du jetzt dort?

Ich arbeite an einer Volksschule, die einen besonderen Schwerpunkt für Musik hat. Ich unterrichte Formation musicale et culture musicale, das heißt eine Kombination aus dem oben beschriebenen Solfège und allgemeiner musikalischer Kultur. Einige Kinder besuchen daneben eine Musikschule und spielen ein Instrument, andere nicht. Meine Arbeit an der Schule umfasst den Unterricht von Kindern, die ab 3 Jahren den in die Schule integrierten Kindergarten besuchen, bis hin zu den Kindern die mit 12 Jahren die bei uns letzte Volksschulklasse besuchen.  Außerdem habe ich auch als Professeur de solfège an einer Musikschule gearbeitet.

Du übersetzt für unseren Verlag gerade einige Bücher in die französische Sprache und arbeitest auch an etwas Neuem …
Was ist in Belgien grundsätzlich in der Musikausbildung für Kinder vorgesehen? Gibt es damit Schwierigkeiten?

Im Gegensatz zu Österreich ist es in Belgien normal, die Noten mit ihren Notennamen zu singen, wobei bei uns die Silben do-ré-mi … die absolute Tonhöhe (c, d, e …) der Noten bezeichnen. Bei den Solfège-Prüfungen an den Musikschulen ist oft vorgesehen, eine Melodie auf die Notennamen vom Blatt zu singen. Das ist natürlich ein komplexer Vorgang! Die Vorgehensweise ist oft (zumindest jene, die ich selber als Schülerin erfahren habe), die absoluten Tonhöhen mit ihren Notennamen im Gedächtnis zu verankern: Durch viel Singen, Notendiktate und Übungen, wo man metronomisch die Notennamen laut aufsagt. So entsteht jedoch oft eine Langeweile und Überforderung bei den Kindern und auch eine Ablehnung des Musikunterrichts. Manche bleiben dran, viele nicht. Man beschwert sich auch generell über das schlechte Niveau der Schüler.

Warum möchtest du in Belgien mit der Relativen Solmisation arbeiten?

Weil ich überzeugt bin, dass das System der Relativen Solmisation jenes der absoluten Solmisation gut ergänzen könnte. Die Relative Solmisation (kombiniert mit dem didaktischen Aufbau von GANZ in der Musik®) ist für mich eine große Hilfe für die Arbeit mit jungen Kindern und auch für die Arbeit mit solchen, die noch sehr wenig Bezug zu Musik hatten. Sie bietet auch die Möglichkeit, mit ganz wenigen Elementen Musik zu machen und sie den Kinder von Anfang an nahe zu bringen, damit sie dann selbst mit Tönen spielen und dabei eine große Freude spüren können. Außerdem habe ich bis jetzt kein anderes System gefunden, das so leicht, ohne lange Erklärungen und langes Üben, das innere Ohr schult.

Das absolute System ist bei uns aber die Regel, also muss man Lösungen finden, um das Beste von beiden Systemen zu übernehmen!

Alice Depret

Alice Depret

Opernsängerin und Gesangslehrerin

Alice hat bereits als Kind Geige gespielt und an der Musikschule ebenso Gesang und Solfège belegt. 2011 ging sie nach Salzburg, um das Masterstudium Oper und Musiktheater am Mozarteum zu absolvieren. Heute arbeitet sie als Opernsängerin und Gesangslehrerin in ihrer Heimat Belgien.