GANZ in der Musik® im Instrumentalunterricht

Freitag, 29. Mai 2020

Ich bin begeistert von der Methode, unterrichte aber die ganze Woche und habe nicht Zeit, mir zu überlegen, was jetzt didaktisch kommt oder kommen muss – ich bin ja erst am Lernen! Außerdem komme ich immer wieder drauf, dass dies und jenes bei meinen Schülern fehlt – eigentlich eine Katastrophe!!!! Ich dachte immer, in der Instrumentalschule ist eh alles drinnen. Ich habe jetzt einen komischen Zustand.

Keine Sorge, dein Zustand ist normal.
Als Full-time-teacher hat man oft nicht die Zeit oder den Nerv, sich großartig didaktisch etwas zu überlegen, man arbeitet manchmal mit minimaler Zeitvorgabe an den Dingen, die einem halt so auffallen während der Stunde. Durch meine Kurse beginnst du jetzt anders zu beobachten und kriegst erst mit, dass dies und jenes bei meinen Schülern fehlt. Deshalb meine erste Empfehlung, zuerst einmal gar nichts zu ändern, damit du deine Schüler und vorallem dich selber nicht überforderst.

Deinen Wunsch, etwas zu ändern oder effektiver zu arbeiten oder überhaupt etwas in Gang zu bringen, kann ich nachvollziehen und verstehe ihn, da ich es selbst erlebt habe: Schnell geht hier gar nichts, das ging auch bei mir nicht. Die gute Nachricht ist: Es entstehen gerade Instrumentalschulen, die in einer für mich bemerkenswerten Weise, die Schüler Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit führen. Da wird kein Weg am Selber-Tun daran vorbeiführen, gut so! Wir denken, dass wir im Herbst die ersten Exemplare anbieten können. Da wird dann das Arbeiten eine Erleichterung finden, denn es sind zu viele Komponenten, die auf einen Instrumentallehrer hereinprasseln, wenn man eine ganzheitliche Vorgehensweise haben möchte.

Grundsätzlich kannst du aber beginnen, in deinem Unterricht kleinere Baustellen zu öffnen.
Eine Ecke wäre für mich Pul/rot-blau/Muster … (hier leitest du Übungen an, wie wir sie in den Kursen erarbeitet haben). Eine andere Ecke wäre Rhythmussprache (ebenfalls nach den didaktischen Abläufen). Eventuell kannst du diese zwei Baustellen beginnen (nach den Empfehlungen im Kurs) zusammenzuschließen. Eine dritte Ecke wäre die Relative Solmisation (kennenlernen der Handzeichen, singen, eventuell Blattsingen mit den Kalendern). Diese drei Bereiche umfassen die wichtigsten Bereiche der Musik.

Arbeite dort „abgewendet“ von deinen anderen Stücken, Büchern und Schulen. Der Schüler sollte nicht das Gefühl bekommen, dass jetzt alles falsch war, was du mit ihm bis jetzt gemacht hast. Hier wird dann sehr langsam eine Änderung bei euren „normalen Stücken“ bemerkbar sein. Ich schreibe bewusst „langsam“, da deine Schüler und auch du euch einerseits eine andere Erarbeitungsphase gönnt und andererseits bestehende Denkmuster ändert. Das Ziel ist nicht, alles über den Haufen zu schmeißen, sondern es behutsam auf eine andere Schiene zu geben.

Wenn du neue Schüler bekommst, kannst du dann direkt mit deinen neuen gewünschten Abläufen beginnen: Er/sie wird anders aufwachsen. Ich meine auch, dass mit einer ganzheitlichen didaktischen Führung auch jede Instrumentalschule „brauchbar“ ist: Man geht’s halt anders an! Mit entsprechenden Instrumentalschulen, wo die Methode eingearbeitet ist, kann man diesen Prozess leichter gestalten. Prägungen sind stark und manchmal schwer zu durchbrechen. Das gilt für den Pädagogen, genauso wie für den Schüler.

Aber wie gesagt, dein Zustand ist normal.