GANZ in der Musik® im Instrumentalunterricht
Ich bin begeistert von der Methode, unterrichte aber die ganze Woche und habe nicht Zeit, mir zu überlegen, was jetzt didaktisch kommt oder kommen muss – ich bin ja erst am Lernen! Außerdem komme ich immer wieder drauf, dass dies und jenes bei meinen Schülern fehlt – eigentlich eine Katastrophe!!!! Ich dachte immer, in der Instrumentalschule ist eh alles drinnen. Ich habe jetzt einen komischen Zustand.
Keine Sorge, dein Zustand ist normal.
Als Full-time-teacher hat man oft nicht die Zeit oder den Nerv, sich großartig didaktisch etwas zu überlegen, man arbeitet manchmal mit minimaler Zeitvorgabe an den Dingen, die einem halt so auffallen während der Stunde. Durch meine Kurse beginnst du jetzt anders zu beobachten und kriegst erst mit, dass dies und jenes bei meinen Schülern fehlt. Deshalb meine erste Empfehlung, zuerst einmal gar nichts zu ändern, damit du deine Schüler und vorallem dich selber nicht überforderst.
Deinen Wunsch, etwas zu ändern oder effektiver zu arbeiten oder überhaupt etwas in Gang zu bringen, kann ich nachvollziehen und verstehe ihn, da ich es selbst erlebt habe: Schnell geht hier gar nichts, das ging auch bei mir nicht. Die gute Nachricht ist: Es entstehen gerade Instrumentalschulen, die in einer für mich bemerkenswerten Weise, die Schüler Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit führen. Da wird kein Weg am Selber-Tun daran vorbeiführen, gut so! Wir denken, dass wir im Herbst die ersten Exemplare anbieten können. Da wird dann das Arbeiten eine Erleichterung finden, denn es sind zu viele Komponenten, die auf einen Instrumentallehrer hereinprasseln, wenn man eine ganzheitliche Vorgehensweise haben möchte.
Grundsätzlich kannst du aber beginnen, in deinem Unterricht kleinere Baustellen zu öffnen.
Eine Ecke wäre für mich Pul/rot-blau/Muster … (hier leitest du Übungen an, wie wir sie in den Kursen erarbeitet haben). Eine andere Ecke wäre Rhythmussprache (ebenfalls nach den didaktischen Abläufen). Eventuell kannst du diese zwei Baustellen beginnen (nach den Empfehlungen im Kurs) zusammenzuschließen. Eine dritte Ecke wäre die Relative Solmisation (kennenlernen der Handzeichen, singen, eventuell Blattsingen mit den Kalendern). Diese drei Bereiche umfassen die wichtigsten Bereiche der Musik.
Arbeite dort „abgewendet“ von deinen anderen Stücken, Büchern und Schulen. Der Schüler sollte nicht das Gefühl bekommen, dass jetzt alles falsch war, was du mit ihm bis jetzt gemacht hast. Hier wird dann sehr langsam eine Änderung bei euren „normalen Stücken“ bemerkbar sein. Ich schreibe bewusst „langsam“, da deine Schüler und auch du euch einerseits eine andere Erarbeitungsphase gönnt und andererseits bestehende Denkmuster ändert. Das Ziel ist nicht, alles über den Haufen zu schmeißen, sondern es behutsam auf eine andere Schiene zu geben.
Wenn du neue Schüler bekommst, kannst du dann direkt mit deinen neuen gewünschten Abläufen beginnen: Er/sie wird anders aufwachsen. Ich meine auch, dass mit einer ganzheitlichen didaktischen Führung auch jede Instrumentalschule „brauchbar“ ist: Man geht’s halt anders an! Mit entsprechenden Instrumentalschulen, wo die Methode eingearbeitet ist, kann man diesen Prozess leichter gestalten. Prägungen sind stark und manchmal schwer zu durchbrechen. Das gilt für den Pädagogen, genauso wie für den Schüler.
Aber wie gesagt, dein Zustand ist normal.
Ich glaube, dass bei allen Instrumentalisten, die Verenas Kurse besucht haben, der Gedanke „wie könnte ich es auf mein Instrument umsetzen“ durch den Kopf geblitzt ist: Sei es bloß ein Spiel oder sogar die ganze Methode. Das war auch für mich der Funke.
Bevor aber ein Instrumentallehrer eine Fortbildung für Musikkunde-ganzheitlich, nachhaltig, erfahren, wissen besucht, muss die Erkenntnis geboren werden, dass etwas in seinem Unterricht fehlt:
Warum schaffen meine Schüler so „einfache“ Sachen nach x Jahre Unterricht noch immer nicht?
Warum kommen sie selber nicht darauf?
Warum brauchen sie noch immer meine Hilfe, um das große „Musik-Rätsel“ der Notenschnitt zu lösen?
Es dauert dann wieder einige Zeit (so wie bei mir), bis man erkennt, dass es sich um elementare musikalische Dinge handelt und keine instrumentenspezifischen Kenntnisse, die die Kinder mit mehr Üben erwerben könnten. Wie oft haben wir in unserem Studium gehört „Üb halt mehr!!!“. „Aber was?“, fragte ich oft.
Manche Lehrer beruhigen sich vielleicht damit, dass es halt diese Kinder nicht begabt seien. Doch die Wissenschaft hat uns aber schon gezeigt, dass alle Kinder mit einem absoluten Gehör auf die Welt kommen und sie es dann verlieren oder es brach liegt, weil sie es nicht benützten. Also, das Problem ist nicht das Kind, sondern dass das „Gehör nicht genützt wird“! Genauso ist es mit Puls.
Die Methode GANZ in der Musik bringt hervor, dass man durch das eigenständiges Arbeiten es selber „be/nützen wird“: Der Schüler wird es in sich selbst entdeckten, weil es ist ja da.
Wie? Durch das Spiel.
Und das war für mich die absolute Toperkenntnis: Es geht nicht darum, wie viel man übt (als harte Arbeit gedacht, weil es das tatsächlich ist), sondern es geht darum, dass wir Pädagogen noch nicht wissen, wie sie dieses Wissen auf den Instrumentalunterricht in der elementaren Stufe zielorientiert anwenden können. Weil nämlich, wenn man diese Basis hat, wird das Spiel eines Instrumentes (der Umgang mit dem Instrument und mit der Musik) für ein ganzes Leben lang ein Spiel bleiben. Und für das Spielen braucht sich kein Mensch motivieren oder sich dabei anstrengen. So wichtig ist die Elementare Stufe!!! Sie wirkt sich auf das ganzes Leben aus. Und auch auf die anderen Bereiche des Lebens.
Noch eine schöne Erkenntnis: Heute durfte ich die zwei Kleinen 90 Minuten lang unterrichten und ich habe meinen Plan geändert. Kein Swing gespielt, sondern ich habe getestet, wie sie vom Blatt spielen. Ich bin darauf gekommen, dass sie den Rhythmus mit so mi nicht verknüpft haben. Seite 15 oben aus der musikreise hat mich gerettet. Danke!!!
Sonst ging es ganz gut. Ich habe in der Stunde andere Stücke vom Blatt spielen lassen und einfach mitgegeben. Werden wir sehen, was nächste Woche kommt, wie sie es in dieser Woche umsetzen und was sie dann von mir brauchen, damit es weiter gehen kann.